Entstehungsphase
Vom Wissenschaftsgarten zum Denkmal

Entstehungsphase: Wenderoth 1810 - 1861

Auf dem flachen Wiesengelände des zum Deutschen Orden gehörigen Lustgartens entsteht ein Botanischer Garten. Gestaltet wird ein landschaftliches Profil unter wesentlicher Berücksichtigung von Gestaltungsprinzipien des englischen Landschaftsgartens, wozu das Gartengelände in weichen Zügen und z.T. hügelig modelliert wird. Nur das Zentrum der Anlage bleibt formal, bildet ein rundes Bassin, in dem Wasserpflanzen gesammelt werden (Plan von 1812.). Stark geschwungene Wege, sog. 'Serpentines', durchziehen die gesamte Anlage kreuz und quer, scheinbar natürlich. Auf lineare Strukturen wird weitgehend verzichtet, um den Einfluß der Kunst zu verschleiern. Die ersten Gehölze werden überwiegend in der südlichen Gartenhälfte angesiedelt. Am Pilgrimstein entsteht ein Nadelbaumrevier, das Pinetum. In den übrigen Pflanzinseln stehen überwiegend Laubgehölze, z.T. als Gebüsch gekennzeichnet. Die Zusammensetzung der Arten ist naturgemäß auf Vielfalt angelegt, indem Bäume und Sträucher in sog. "Englischen Bosketts" scheinbar wild zusammengefaßt werden. An den Gewässern (Teich und Mühlgraben) werden standortgerecht vorzugsweise die Wiesenzonen des Gartens angelegt. Lichte Bereiche bilden einen natürlichen Kontrast zu den geschlossenen Gehölzarealen (Bosketts, Pinetum). In der Nordhälfte sind größere Freiflächen zur Auspflanzung weiterer Gehölze ausgespart. Vereinzelt sind schon Bäume zu erkennen, vermutlich Altbäume aus dem Deutschordensgarten. Formale Streifenbeete, etwa zur Anzucht von Kräutern und Stauden, sind auf den Randstreifen beiderseits des Gewächshauses beschränkt. Dies unterstützt die These vom Landschaftsgarten. Die Verteilung der Pflanzen folgt dem Linnéschen System. Diese Ordnung kann aber durch jahrzehntelanges Sammeln mangels Raum nicht streng durchgehalten werden. Hinzu kommt, daß ein "Landschaftsgarten" einer geordneten Pflanzweise widerstrebt. So erfährt der Alte Botanische Garten schon unter Wenderoth zur Jahrhundertmitte tiefgreifende Veränderungen, die darauf abzielen, wieder formals Beete als Teile des Systems in die "Parklandschaft" hineinzusetzen (Plan von 1854).

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